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"Und damit wünsche ich eine gute Nacht ...

Ich besitze Salukis, nicht zu viele, aber auch nicht zu wenige. Salukis brauchen Futter. Soweit so gut. Morgens gibt es Hühnerhälse, sie sind einfach zu verteilen und haben den großen Vorteil, dass alle Damen sie gerne fressen. Überhaupt Hühnchen…..sie lieben es. Rohe Flügel, gekochte Schenkel, wunderbar. Daher habe ich es gewagt, abends gewolftes Hühnerfleisch in den Napf zu packen. Eisiges Schweigen, ungläubige Blicke zum Napf, empörte Blicke zu mir.
Überhaupt ist die richtige Auswahl des Futters eine Kunst. Rohes Fleisch, sehr gerne. Aber nicht von Geflügel (die Reaktion auf gewolftes Huhn war nichts im Vergleich zur Reaktion auf gewolfte Ente). Pferd bleibt am besten auf der Weide, Lamm ebenfalls und Kaninchen fanden sie genau drei Tage lang lecker. Dosenfutter wird zwischendurch gerne genommen, aber nicht zweimal das gleiche. Trockenfutter geht nur, wenn es a) geklaut ist, b) man die Einzige ist, die Trockenfutter bekommt, c) das Trockenfutter für einen anderen Hund bestimmt ist.


Überhaupt haben die Mädchen so ihre Eigenschaften. Manouchehr frisst nur noch selten ihren Napf leer. Das hindert sie aber nicht, sich strategisch günstig in der Nähe zu platzieren und alle anderen anzuknurren, wenn sie in die Küche kommen. Manchmal kann ich sie zum Fressen überreden, wenn ich sie aus der Hand füttere, was ich, je nach Inhalt des Napfes, mal mehr und mal weniger gerne mache. Vedjia frisst verhältnismäßig zuverlässig, wenn der Napf am richtigen Platz steht. Ansonsten kann sie nicht fressen, es geht einfach nicht. Hat sie großen Hunger und möchte einen anderen Napf leeren, kann der stehen wo er will. Nunu findet Essen oftmals überbewertet. Aber da man nie weiß, was einen am nächsten Tag erwartet versucht sie gerne ihren Napf für schlechte Zeiten zu vergraben. Duni: frisst beinahe alles, wenn sie in Ruhe auf dem Flur fressen darf. Ansonsten frisst sie lieber gar nicht. Talih frisst auch, aber niemals gleichzeitig mit den anderen, sondern erst wenn alle anderen Mädchen längst fertig sind und es mindestens ein Leckerchen gab. Janani frisst auch, ab und an, oder auch nicht. Das hat weniger mit dem jeweiligen Futter im Napf zu tun, als vielmehr mit dem Mondzyklus, der Sternenkonstellation oder anderen Gegebenheiten. Chili frisst. Alles. Gerne auch die Näpfe der anderen. Oder auch Toastbrot, Kekse oder was sonst noch so in der Küche zu finden ist.


Und so verbringe ich am Abend meine Zeit in der Küche und bereite liebevoll die Näpfe vor. Dann wird verteilt. Chili bekommt immer zuerst, denn ansonsten steigt sie auf den Tisch und bedient sich selber. Dann bekommt Manouch ihren Napf, um ihn die nächste halbe Stunde anzustarren. Anschließend versuche ich Vedjias Napf richtig z platzieren, Duni in den Flur zu lotsen und Nunus Napf so zu stellen, dass sie das Futter nicht auf den Teppich kippt. Während ich anschließend damit beschäftigt bin Janani vom Sofa vor den Fressnapf zu locken, hat Chili bereits ihren und Manouchs Napf leergefressen (Chili ist gegen Knurren resistent) und mein Knäckebrot vom Tisch geklaut, inklusive der beim Frühstück übrig gebliebenen Eier, deren Schalen sie großzügig in meinem Bett verteilt. Nunu hat inzwischen ihren Napf unter das Sofa geschoben. Der Erfolg macht sie übermütig und sie versucht Jananis Napf hinzuzufügen. Chili hat sich jetzt noch die Reste von Dunis Napf einverleibt und durchstöbert wieder die Küche auf der Suche nach Essbarem. Ich bringe Talihs Napf in Sicherheit und entschließe mich ein paar Knochen zu verteilen. Vedji, Manouch, Nunu, Chili und Janani nehmen den Knochen dankbar an und fressen. Duni bringt ihre wunderbare Beute ein Stockwerk höher, legt den Knochen dort ab und vergisst auf der Stelle, dass sie etwas Leckeres bekommen hat. Sie läuft die Treppe wieder hinunter und stellt sich wieder an. Talih trägt den Knochen sofort in den Hof und sucht nach einer guten Stelle, um ihn zu vergraben. Leider muss sie feststellen, dass an allen geeigneten Plätzen bereits ihr Spielzeug verbuddelt ist. Während sie also noch verzweifelt versucht den Knochen noch zwischen einem Plüschknochen und der Rose zu vergraben, hat Chili aufgefressen und steht nun direkt hinter Talih, um den Knochen wieder auszugraben. Aber irgendwann sind wirklich alle fertig und machen es sich auf den Sofas gemütlich. Endlich kann ich auch etwas essen. Ich stelle die übrig gebliebenen Scheiben Knäckebrot auf den Tisch und setze mich ebenfalls. Das ist der Moment, wo Talih einfällt, dass sie irgendwo einen vollen Futternapf haben müsste. Ok, also stehe ich auf um Talih zu füttern. Chili nutzt die Gelegenheit und frisst meine Butterbrote, Duni säuft währenddessen mein Wasserglas aus. Naja, irgendwo finde ich noch einen Schokoriegel. Gehen wir also schlafen. Also Hunde raus, dann ins Bett und ich ins Bad. Dann schiebe ich mich zwischen die Hunde auf meinen Platz, nur um festzustellen, dass ich ein paar Eierschalen übersehen habe. Und dann kommen alle zur Ruhe. Manouch rechts von meinem Kopf auf der separaten Matratze, daneben Nunu und Duni, dicht aneinander gekuschelt. Vedjia links neben meinem Kopf, wie immer seit ihrem ersten Tag bei mir. Talih und Janani verteilen sich rechts direkt neben mir in der Mitte des Bettes und am Fußende. Und dann kommt noch Chili, sucht sich einen Platz, möglichst auf mir drauf, drückt mir die dicke Nase ins Gesicht und schläft mit einem tiefen Seufzer ein. Was könnte schöner sein!"

Dr. Silke Steinmöller

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